© Sabine Kreimendahl

Kulturhunger nach langer Zeit der Enthaltsamkeit

Autorin: Sabine Kreimendahl

Der gVe erfreut sich zu Beginn der Konzertsaison 2021/22 regen Zuspruchs mit neuen Mitgliedern und lebhaftem Vorverkauf. Das Ehepaar Jung-Hofmann hat gleich beide Konzert-Aboreihen gebucht. Da lohnte es sich sozusagen doppelt Mitglied beim gVe zu werden! Im gepflegten Garten der beiden Mittfünfziger ergab sich bei herrlicher Herbstsonne ein vergnügliches Gespräch, in dem es nicht nur um Musik ging …

Sind kulturell vielfältig interessiert: Luise Hofmann und Bernd Jung.

gVe:
Liebe Luise, lieber Bernd, warum habt ihr beide beim gVe gleich ein so großes Programm, nämlich Abonnement I und II gebucht?
Das sind ja immerhin 14 Konzerte.

Luise Hofmann (freundlich und leise lachend):
Weil Bernd digital ist: Entweder – oder. Entweder alles oder garnichts. Und nachdem du, Bernd, das initiiert hast, war es das volle Programm. (Lacht) Ich habe da nichts dagegen, freue mich. Wir waren kulturmäßig sehr enthaltsam, nicht erst seit Corona, sondern davor schon. Wir waren wenig unterwegs. Wir sind jetzt sozusagen überfällig.

Bernd Jung:
Meine letzte Großveranstaltung war am 8.3.2020. Das waren die Ice-Tigers gegen die Düsseldorfer EG. Es war mein Geburtstag mit einem Eishockeyspiel. Das Einzige in diesem Jahr war – wenn ich mal Sport und Kultur als Unterhaltungsprogramm zusammenfasse, womit man seine Freizeit sinnvoll gestalten kann – eine Veranstaltung im E-Werk vor ein paar Wochen. Das waren Rainald Grebe und „Fortuna Ehrenfeld“. Es war „ausverkauft“, das bedeutete: Es war nur jeder dritte Platz besetzt. Es war ein schönes Gefühl! Endlich findet wieder etwas statt! Wir haben wie wirklich ausverkauft applaudiert. Dann war ich noch bei einem Strandkorbkonzert am Dutzendteich.

gVe:
Diese Veranstaltungen gehen ja in eine ganz andere Richtung. Wieso jetzt Klassik-Konzerte beim gVe?

Bernd Jung:
Es standen zwei Dinge zur Auswahl, und das meine ich ernst: Eine Dauerkarte bei den Ice-Tigers, Eishockey oder gVe. Eishockey kostet am Ende das Dreifache (lacht). Da kommt bei mir auch der Schwabe durch! Ich weiß, dass Luise da auch gern mitgeht, aber nicht 56-mal. So oft dann doch nicht. (Luise lacht) Die Frage war auch: Findet das dann in der Arena statt oder ist da wieder mit Ausfällen zu rechnen? Und Fußball war mir im Winter als Outdoor-Veranstaltung einfach zu kalt in meinem Alter. Darüber bin ich hinaus …

Luise Hofmann (lacht):
Also gab es die Dauerkarte beim gVe!

Bernd Jung:
Das Gute an Abonnements ist, dass man sich verpflichtet. Ich bin wirklich Kulturbanause, aber beim gVe fallen selbst mir so viele Namen auf, wo ich mir denke: Hoppla, der gVe ist in der Lage so fantastische Leute hier her zu bringen. Das möchte ich unterstützen.
Meine Ute-Lemper-Karte werde ich jedoch verschenken …

Luise Hofmann:
… aber das Schöne ist doch auch, dass man einmal in eine Veranstaltung geht, die man sonst nicht besucht hätte. Vielleicht ist es ja dann überraschend gut.

Bernd Jung:
Stimmt! Ich war zum Beispiel mal mehr zufällig als gewollt bei Karel Gott und war überrascht: Der Mann hatte eine sagenhafte Bühnenpräsenz und konnte das.
Abos sind jedoch eine gute Form der Verpflichtung. Wir hatten auch schon mal ein Theaterabo. Ich erinnere mich an ein fantastisches Stück von Tabori vor vielen Jahren. Das war aber in den letzten Jahren nicht unser Ding, das kam uns zu schultheatermäßig vor.
Das Schöne bei Abos ist, dass man neue Leute kennenlernt, die man da immer wieder trifft. Es ist eine soziale Bereicherung.

gVe:
Hat eure jetzige Abo-Wahl etwas mit Corona zu tun? Ist das Bedürfnis auszugehen nach den Einschränkungen jetzt größer?

Beide:
Das schon! Ja, definitiv!

Bernd Jung:
Wir haben uns beide keine Gedanken gemacht, ob die Konzerte beim gVe in diesen Zeiten laufen oder nicht. Da habe ich ein Urvertrauen in den gVe. Ich dachte mir: Im Zweifelsfall wird das verlegt oder irgendwie gelöst.
Natürlich müssen im Fall von Verschiebung wahrscheinlich andere Künstler gebucht werden. Aber das läuft beim gVe schon. Und unter diesen schwierigen Bedingungen so berühmte Namen im Programm zu haben, Leute, die sogar ich kenne, das ist schon etwas, was honoriert gehört. Die Preise dafür sind wirklich moderat. Ich bin gespannt auf die Konzerte und finde auch, dass man mal über den eigenen Horizont hinausschauen soll. Das Saisonheft hat eine tolle Qualität, auch, wenn ich das Print – zugunsten der Bäume – nicht unbedingt so bräuchte. Vom Marketing her mit der älteren Zielgruppe ist das jedoch absolut berechtigt und überlegt …

Luise Hofmann:
… und es ist doch keine Tageszeitung, die du gleich wegwirfst! Das nimmt man doch immer wieder zur Hand und blättert es durch. Und das Publikum ist durchaus jünger geworden.

Neue gVe-Mitglieder: Das Ehepaar Jung-Hofmann freut sich mit doppeltem Abo auf die Konzertsaison 2021/22. Und: Überraschung – die beiden haben Karten für Bayreuth im nächsten Jahr … es muss ja nicht immer Wagner sein!

gVe:
Fühlt ihr euch durch die Plakate, die in der Stadt hängen, animiert?

Bernd Jung:
Weniger, weil ich nur noch selten in der Stadt war.

Luise Hofmann:
Mir ist tatsächlich nur ein Plakat mit Werbung für das Theater aufgefallen.

gVe:
Reizt euch irgendein Programmpunkt besonders?

Luise Hofmann:
Ja, Grubinger. Der ist mir auch nach fast zehn Jahren in unglaublicher Erinnerung. Ich war aber auch ab und an mal mit dir, Sabine, im Konzert. Das hat mir immer gut gefallen. Ich bin gespannt, was da kommt.

Bernd Jung:
Igor Levit kann man sowieso nicht aus dem Weg gehen. Der ist omnipräsent in den Medien. Und bei den Künstlerinnen denke ich mir: Die habe ich doch schon mal irgendwo gesehen. Da sieht man auch wie in der Klassik inzwischen Vermarktung funktioniert.

Luise Hofmann:
Schade, dass es kein Ballett in Erlangen gibt.

gVe:
Da sind die Bühnen in Erlangen schlecht geeignet. Außerdem gibt es in Nürnberg und Fürth eine tolle Ballettszene für Interessierte. Das lohnt sich, und das ist auch kostengünstig.

Bernd Jung:
Ich bin optimistisch, dass das gVe-Programm wie geplant über die Bühne geht. Ich bin da zuversichtlich, dass das kulturelle Leben flott zurückkommt. Das größere Risiko sehe ich eher darin, dass die Bedingungen in anderen Ländern anders sind, sich ändern. Das könnte für eine Tourneeplanung riskant werden. Aber selbst da wird der gVe eine Lösung finden.

Luise Hofmann:
Wir freuen uns auf die Saison beim gVe!

Fotos: Sabine Kreimendahl